Arbeitsgruppe 5

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Der Schulgehilfe in Kronstorf

 

Inhalte:

Gruppenmitglieder:

Hahn Doris

Mayrhofer Verena

Buchmayr Julia

Anton Bruckner war Schulgehilfe in Kronstorf vom 23. Jänner 1843 bis 25. September 1845.

Bruckners Versetzung nach Kronstorf

Nachdem es zwischen Anton Bruckner und seinem Vorgesetzten in Windhaag bei Freistadt Uneinigkeiten gab, wurde er von Prälat Michael Arneth nach Kronstorf geschickt um den dortigen Schulleiter Franz Seraphim Lehofer, der an einem Brustleiden erkrankt war, zu unterstützen. Nach der harten Zeit im landschaftlich rauen oberen Mühlviertel, fühlte sich Anton Bruckner in Kronstorf nach eigenen Worten „Wie im Himmel“. Das Dorf zählte zu Bruckners Gehilfenzeit etwas über hundert Einwohner. Es war für Bruckner nur wenige Gehstunden von St. Florian und Ebelsberg entfernt. Hier war Bruckners engere Heimat, hier waren Menschen, mit denen er sich sogleich verstand.

Wie und wo Bruckner gewohnt hat

Das damals einstöckige Schulhaus Kronstorf Nr. 9 hatte einen Schulraum von 20 m² zur Verfügung. Neben dem Klassenraum war eine kleine Kammer für den Schulgehilfen, die man sogar heute noch vorfindet. Dieser 6 m² große Raum war auf Grund seiner schlichten Einrichtung (Bett, Tisch und ein schmaler Kasten) schon so voll, dass man sich kaum noch umdrehen konnte. Bruckner fühlte sich aber dort trotzdem sehr wohl, da er aus gleichen dürftigen Verhältnissen stammte.

Bruckners Verdienst als Schulgehilfe

Der Verdienst des Schulgehilfen betrug in Windhaag zwölf, in Kronstorf zwanzig Gulden Münz im Jahr, dazu freie Kost und Unterkunft. Bruckner konnte nunmehr auch seine Mutter, die seit 1837 verwitwet war und in ärmlichen Verhältnissen lebte, finanziell unterstützen. Zeitlebens war Bruckner, mit Ausnahme der letzten Jahre, nie mit materiellen Gütern gesegnet. Von daher rührte auch einen stete Scheu vor großen Ausgaben, die ihn sehr sparsam, fast geizig werden ließ.

Tagesablauf des Schulgehilfen

Nach dem Kirchendienst, Bruckner war Mesner und Organist zugleich, begann um sieben Uhr an der einklassigen „Trivialschule“ der Unterricht, der vormittags bis elf Uhr, nachmittags von zwölf bis drei Uhr dauerte. Gelehrt wurden die Gegenstände Lesen, Schreiben und Rechnen. Naturkunde nur so weit als erforderlich.

Bruckner wurde im Ortsleben einbezogen und lebte auf beim vertrauten Kegelschieben und beim winterlichen Eisstockschießen. Der nahe Ennsfluss bot dem begeisterten Schwimmer sogar Sommerfreuden.

Den Kindern gefiel der neue Lehrer auch wegen der Musik sehr und bald wurde er in die nahe gelegenen Bauernhöfe zum Musizieren eingeladen.

Bruckners Bekanntschaften

Schulmeisterin Theresia Lehofer, die ihm manchmal sogar sein Leibgericht „G’selchtes mit Griesknödeln und Kraut“ servierte und ihn auch sonst stets verwöhnte, zählte zu seinem engsten Bekanntschaftskreis während seiner Schulgehilfenzeit.

Besonders gerne kam Bruckner in das „Groißmayrgut“, eine halbe Gehstunde außerhalb Kronstorf im Ortsteil Stalbach gelegen, das dem musikliebenden Michael Fördermayr gehörte. Von ihm bekam er auch leihweise ein Spinett, das im Klassenzimmer aufgestellt wurde und auf dem er oft so lange spielte, bis alle Lichtquellen versiegten.

Bruckners musikalische Weiterbildung Enns bei Zenetti

In Enns wirkte Leopold Edler von Zenetti als Regens-Chori und Organist. Der talentierte Musiker war Bruckner von den Ordensfesten in St. Florian bekannt, bei denen Zenetti als Cellist aushalf. Bruckner vertraute sich ihm für die musikalische Weiterbildung an. Dreimal wöchentlich wanderte der Schulgehilfe eineinhalb Stunden zu Fuß nach Enns um Harmonielehre, Klavier und Orgel zu studieren.

Bruckners Geige

Bruckner spielte auch Geige für weltliche Belustigungen und lehrte die Freude an der Oberösterreichischen Volksmusik kennen. Die Urenkelin des Schulmeister Lehofer, Frau Franziska Steinleithner bewahrt heute noch einen Geige auf, welche Bruckner gehört hat und die er als Pfand für ausgeliehene drei Gulden hinterlassen hatte.

Bruckners Bezug zu Steyr

Bruckner wanderte oft nach Steyr zur Chrismann Orgel, wo ihm Karoline Eberstaller begegnete, die ihn im Vierhändigspiel in die Wunder der romantischen Harmonik Franz Schuberts einführte.

Werke in Kronstorf

In Kronstorf schrieb Bruckner ca. 10 Werke, darunter einiges zur Karwochenliturgie, unter anderem eine vierstimmige Choralmesse für den Gründonnerstag, jedoch ohne Kyrie und Gloria. Auch entstand die „Kronstorfer – Messe“ ohne Gloria für vierstimmig gemischten Chor. Das beste Kronstorfer Werk wurde ein „Tantum ergo“ in D – Dur, ein Hymnus auf das Altarssakrament, welches vor und nach der Segenserteilung gesungen wird.

Die Konkursprüfung

In seinen letzten Schuljahren (1844 – 1845) bestand Anton Bruckner am 25. Mai 1845 die Konkursprüfung in Linz, die ihm eine Schulmeisterstellung in St. Florian ermöglichte. Am 25. September 1845 trat Bruckner diesen Posten an und war dort 10 Jahre lang Lehrer bzw. provisorischer Stiftsorganist. Der Abschied aus Kronstorf, wo er bei jung und alt so beliebt war, fiel ihm freilich sehr schwer.

Bruckners Bezug zu Kronstorf nach 1845

Die Beziehungen zur Familie Lehofer blieben freundschaftlich bis ins hohe Alter. Vor der Schmiede seines einstigen Schülers Franz Steinleithner ließ Bruckner regelmäßig anhalten, wenn er durch Kronstorf fuhr. Das letzte Mal weilte der Meister 1894, zwei Jahre vor seinem Tod, in Kronstorf.

Andenken an Bruckner

Auf Anregung Karl Steinleithners und der Gemeindevertretung wurde a ehemaligen Schulhaus Kronstorf Nr. 9 eine Gedenktafel aus schwarzem Granit angebracht. Zum 100. Geburtstag (1924) wurde die Kronstorfer Liedertafel „Brucknerfreunde“ gegründet. Zu Ehren Bruckners werden heuer von der Musikkappelle Kronstorf und der Singgemeinschaft Veranstaltungen durchgeführt. Andere Andenken sind drei Fotografien, Bruckners Geige und einigen Kompositionen. Außerdem gibt es noch das Brucknerzimmer, ein Museum, das sein Leben in und rund um Kronstorf schildert.

Brucknergedenktafel in Kronstorf am Schulhaus

Schulhaus in Kronstorf (heute)

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