Arbeitsgruppe 7
Der Organist der Dom- und Stadtpfarrkirche in Linz
Inhalte:
Gruppenmitglieder:
Greindl Edith
Zimmermann Claudia
Heghi Bernadette
Hiesl Lucia
Das Probespiel
Der Dom- und Stadtpfarrorganist von Linz, Wenzel Pranghofer, war am 9. November 1855 gestorben. Man hatte für den 13. November ein Konkurrenzspiel ausgeschrieben. Bruckner war jedoch nicht unter den Bewerbern.
Der Linzer Orgel- und Klavierstimmer Alfred Just traf gerade an diesem Tag in St. Florian ein, um die Orgel zu stimmen. Er dachte dies umso leichter bewerkstelligen zu können, als er der Meinung war, Bruckner sei in Linz beim Konkurrenzspiel. Erstaunt sah er ihn in St. Florian und redete ihm solange zu, bis sich der alte Zaudernde auf einen Wagen setzte und nach Linz fuhr. Außer ihm hatten sich noch zwei Bewerber eingefunden: Raimund Hain und Engelbert Lanz. Bruckner erwies sich als der weitaus bessere Spieler und wurde schon am nächsten Tag, am 14. November 1855, vorläufig zum provisorischen Organisten der Dom- und Stadtpfarrkirche ernannt.
Mit einem „Festgesang für vier Singstimmen und Piano-Begleitung zur hohen Namensfeier Sr. Hw. H. Stiftsdechant und Pfarrer Jodok Stülz“, vollendet am 6. Dezember 1855, empfahl sich Bruckner dem Stift und vor allem von Stülz, der ihm stets ein wohlmeinender Berater und Freund werden sollte.
Zwei Tage später, am 8. Dezember, spielte er zum ersten Male beim Hochamt im Alten Dom zu Linz die Orgel. Für Bruckner begann ein neuer Lebensabschnitt, ein „größerer Kreis“ eröffnete sich ihm.
Anton Bruckner und Bischof Rudigier
In der Zeit von 1856 – 1868, Bruckners Zeit als Linzer Domorganist, schloss der Ansfeldner Bekanntschaft mit Bischof Franz Josef Rudigier.
Bischof Franz Josef Rudigier (1811 – 1884)
Franz Josef Rudigier wurde am 06.04.1811 in Vorarlberg geboren. 1853 wurde er Bischof von Linz. Ab diesem Zeitpunkt verbrachte er den meisten Teil seiner Zeit in Linz, wo er am 29.11.1884 starb. Seine Seligsprechung fand im Jahre 1895 statt.
Bischof Rudigier hatte einen frommen und aber auch heldenhaften Charakter. Das soll keinesfalls heißen, dass er vor Streitigkeiten und Auseinendersetzungen zurückschreckte. Mitte des 19. Jahrhunderts setzte Rudigier Standhaftigkeit und Mut der katholischen Kirche voraus. Dies brachte ihm eine gerichtliche Verurteilung ein, da er seine Meinung in einem Hirtenbrief vertrat. Doch der Bischof wurde von Kaiser Franz Joseph I. begnadigt.
Immer wenn Rudigier Sorgen hatte und geistliche Unterstützung suchte, fand er diese im Orgelspiel Bruckners. Oft lauschte er den Klängen im Linzer Dom. Bruckners Werke spendeten ihm Trost, Hoffnung und neue Kraft. Für den Bischof ähnelte diese Musik einer Meditation oder auch einem Gebet.
Der geistliche Dienstherr Anton Bruckners erkannte das Talent und versuchte ihn zu fördern. Schließlich ermöglichte er Bruckner ein Studium bei Simon Sechter in Wien. Als Sechter 1868 starb, wurde Bruckner am Wiener Konservatorium die Stelle eines Professors für Harmonielehre, Kontrapunkt und Orgelspiel angeboten und Rudigier dränge ihn diese Chance wahrzunehmen.
Als 1869 die Uraufführung Anton Bruckners Messe in e-Moll stattfand, widmete Bruckner diese Bischof Rudigier.
Das Studium bei Simon Sechter in Wien
Von 1856 bis 1861 wurde Bruckner ein Studium bei Simon Sechter, einem Theoretiker in Wien, von Bischof Rudigier ermöglicht. Im Jahre 1861 legte Anton Bruckner die Prüfung zum Konservatoriumsprofessor des Kontrapunkts und der Komposition ab, bei dessen Kommission Simon Sechter, Otto Dessoff und Johann Herbeck beisaßen. Das Examen schaffte er mit Bravour.
Simon Sechter (1788 – 1867)
Simon Sechter wurde am 11.10.1788 in dem tschechischen Ort Frymburk (Friedberg) geboren. Der Komponist und Musiktheoretiker lehrte am Blindenerziehungsinstitut und am Konservatorium in Wien. 1824 wurde Sechter Hoforganist, jedoch genossen seine Kompositionen aufgrund ihres theoretischen Aufbaues keine besonderen Ehrungen.
Am 10.09.1867 starb Sechter in Wien.
1868 wird Bruckner Nachfolger von Simon Sechter am Wiener Konservatorium, gleichzeitig wird er Hoforganist.
Bruckner und die Liedertafel „Frohsinn“
Am 7. November des Jahres 1860 wurde Bruckner einstimmig zum Ersten Chormeister der „Liedertafel Frohsinn“ in Linz gewählt.
In der Zeitung stand darüber Folgendes:
„Möge sich die Liedertafel in ihrem Kunststreben eng an ihren tief und gründlich gebildeten Chormeister, Herrn Bruckner, anschließen! In ihm erkennen wir den Mann, der sie zum Ruhme und zur Ehre führen kann.“
Durch diese ehrenvolle Aufgabe wuchs Bruckners Ansehen in der Öffentlichkeit. Bruckner war bei den Proben peinlich genau. Er studierte zuerst stimmenweise und achtete besonders streng auf Atmung und Aussprache und auf zartes Piano und guten Bass. Sein Gehör war so scharf, dass er auch die kleinste Unreinheit sofort bemerkte. Er konnte manchmal vor Begeisterung in Euphorie geraten, sodass er geraume Zeit brauchte, um sich wieder zu sammeln. Einmal musste der Chor bei einer Probe eine Stelle mehrmals wiederholen, da sie für seine Begriffe nicht leise genug gesungen wurde. So wurde einmal vereinbart, beim nächsten Mal an dieser Stelle überhaupt nicht zu singen und Bruckner rief voll Begeisterung: „Jetzt is’ recht!“, denn mit seinem „inneren“ Ohr hatte er das imaginäre Pianissimo in der richtigen Stärke gehört.
Dieses Beispiel zeigt auch Bruckners Aufgehen in seiner Musik, das so stark war, dass er sie in sich trug, dass sein Geist Reize und Einflüsse um sich ausschalten konnte, um nur mit seiner Musik zu sein. Auch liebt er es, sich blumig auszudrücken und so rief er gelegentlich, wenn ihm das Piano noch immer zu laut war: „Das klingt ja alleweil no wia a Trompet’n!“.
Nach den Proben traf sich die Frohsinn-Runde gern im „Bayrischen Hof“, und Bruckner verliebte sich da in so manche hübsche Kellnerin.
Im September 1861 trat er aus der Liedertafel aus und schrieb seinem Freund Rudolf Weinwurm, dies sei „infolge zu arger Beleidigungen“ geschehen.
Anton Bruckner (um 1860)
Das Studium bei Otto Kitzler
Nach dem Studium bei dem Theoretiker Sechter kam Bruckner zum Landesmusikkapellmeister Otto Kitzler. Dieser war ein weltgewandter, aufgeschlossener Mensch, geradezu das Gegenteil von Bruckner, der ein strenggläubiger zurückgezogener Mensch war. Auch in musikalischen Dingen unterschieden sie sich grundlegend. Doch trotz dieser Unterschiede entwickelte sich im Laufe des Lehren und Lernens eine tiefe Freundschaft.
Sechter war ein strenger Theoretiker gewesen, der sich streng an Ge– und Verbote gehalten hatte. Kitzler aber hatte seine Wurzeln in der Orchestermusik und der Oper. Die wichtigsten Gegenstände dieses Studiums waren die Formenlehre und die Instrumentation. Er begann nun sich in der Freiheit der Strenge zu bedienen. Bruckner war nicht ganz zwei Jahre bei Kitzler, doch waren sie Vorraussetzung dafür, dass er sich selbst musikalisch fand. Nach Ende des Studiums stand plötzlich ein neues musikalisches Genie vor der Welt. Kitzler hatte Bruckner auch erlaubt selbst zu komponieren, was im von Sechter verboten gewesen war. Diese Werke entstanden zwar zur Übung zeugten aber schon von persönlichem Stil, den Bruckner in dieser Zeit entwickelte.
Erste Bekanntschaften mit Richard Wagner
Richard Wagner (1813 – 1883)
Sechter zeigte Bruckner auch Opern von Wagner, und Bruckner war sofort begeistert und bereits in vielen späteren Stücken, kann man den Einfluss Wagners feststellen. Im April 1865 lud Richard Wagner Bruckner zur Uraufführung von „Tristan und Isolde“ nach München ein. Bis dahin hatte Bruckner nur den „Tannhäuser“ in Linz gehört. Am 18. Mai lernte Bruckner „den Meister aller Meister“ auch persönlich kennen. Von dieser Begegnung an war er in jeder Uraufführung Wagners. Es gilt aber als sicher, dass Bruckner nicht auf die szenischen Umsetzungen der Handlung achtete, sondern nur an der musikalischen Genialität Wagners interessiert war. Er übertrug auch dessen Orchestertechnik auf seine Symphonien. Jedoch standen bei Bruckner nicht die Menschen im Mittelpunkt seiner Musik sondern die Religion und Gott.
Bruckner besuchte auch jedes Jahr die Bayreuther Festspiele, welche von Wagner gegründet worden waren. Bruckner widmete auch seine zweite Symphonie Wagner. Dieser hatte zwischen der zweiten und dritten wählen dürfen.
Kuraufenthalt in Bad Kreuzen
Während Bruckner auf seinem Weg als Symphoniker immer weiter voranschritt, wuchs auch seine Überforderung ins Unerträgliche, bis sein Körper mit schweren Depressionen und nervlichen Störungen einen letzten Hilfeschrei ausstieß und sein Geisteszustand außer Kontrolle zu geraten drohte.
Die Kaltwasseranstalt Bad Kreuzen sollte ihm Abhilfe schaffen. Am 8. Mai 1867 traf Bruckner dort ein. Wie bedenklich seine Verfassung wirklich war, schildert er in einem dramatischen Brief, den er elf Tage nach seiner Ankunft schreibt, an seinen Freund Rudolf Weinwurm. In diesen Brief versucht Bruckner seinem Freund die schlimme Situation darzustellen, in der er sich befindet.
Bruckner durfte nicht alleine gelassen werden, auch jegliches Komponieren oder Musizieren war ihm bei dem 3-monatigen Kuraufenthalt untersagt. Der um ihn besorgte Bischof Rudigier stellte ihm daher einen Priester zur Seite. Bruckner zog sich zurück und mied auch den Kontakt zu anderen Kurgästen. Von dem zwanghaften Wahn befallen, alles zählen zu müssen, zählte er die Steine auf der Straße, die Blätter auf den Bäumen und die Sterne. Frau Betty von Mayfeld, die sich zur selben Zeit in der Kuranstalt Bad Kreuzen aufhielt, wurde von Bruckner ersucht, ihr mit Perlen verziertes Kleid nicht mehr zu tragen, da er sonst die Perlen zählen müsste.
In der erholsamen Abgeschiedenheit von Bad Kreuzen fand Bruckner letztendlich wieder zu sich und wurde nach drei Monaten als geheilt entlassen, um aber im August und September 1868 noch einmal zurückzukehren.
Schon einen Monat nach seiner Entlassung 1867 begann er mit der Messe in f-Moll. Um die entstehenden Kurkosten zu finanzieren, musste er im Mai 1867 bei Versicherungsanstalt „Der Anker“ ein Darlehen von 250 Österreichischen Gulden aufnehmen.