Anne:

Meine Compassion Week, meinen ganz persönlichen Eindruck von einem sozialen Beruf, konnte ich mir im Alten – und Pflegeheim in Grein erstehen.

Da ich mir im Vorhinein gar keine Vorstellungen davon gemacht hatte, wie es in einem Pflegeheim abläuft und es einfach auf mich zukommen lassen wollte, glich meinem ersten Tag dort, ja man kann es nicht anders sagen, eher einem Schockerlebnis als erhoffter, motivierender Freude, eine Woche lang dort arbeiten zu dürfen.

Oder wie könnte man den Anblick ans Bett „gefesselter“, bis auf die Knochen abgemagerter, vom Leben gezeichnete Alterspatienten, die voll und ganz auf die Hilfe der Schwestern und Pfleger angewiesen sind, anders interpretieren?

Da ich ja auch größtenteils mit in die Pflege der Alterspatienten eingespannt wurde, musste ich lernen mit meiner Berührungsangst umzugehen, da die Menschen dort unheimlich zerbrechlich wirken und man ihnen einfach nicht weh tun möchte.

Jedoch kann auch schon mal der Kreislauf kurzzeitig verrückt spielen, wenn man früh morgens ein Zimmer betritt und einem der Geruch von Urin und Stuhl entgegenschlägt. Allerdings wurde mir gesagt, vielleicht auch zur Aufmunterung, dass es den Schwestern manchmal genauso ergeht, was für mich ein Anzeichen dafür ist, dass zwar ihre Arbeit routiniert ist, sie aber dennoch nicht gegen die Unannehmlichkeiten, die dieser Beruf mit sich bringt, komplett abgestumpft sind, denn ein emotionaler Bezug zu einzelnen Patienten ist fast unmöglich. Sogar ich hab in der kurzen Zeit, die ich dort verbracht habe, eine fast schon freundschaftliche Beziehung zu einer Patientin aufgebaut, was mir insofern zum Verhängnis wurde, als sie mir erzählte, dass sie ihren Tod bereits spüren würde. Und somit begleitete mich auch Tag für Tag die Angst, dass während meines Praktikums jemand sterben könnte.

Aber mal von den anfänglichen Schwierigkeiten abgesehen, wächst mit jedem Tag die Freude an der Arbeit, weil man einfach so viel von den Menschen zurückbekommt, auch wenn es nur ein aufrichtiges Lächeln ist, das reicht schon voll und ganz.

Ich glaube auch, dass diese Momente den Schwestern und Pflegern ungemein helfen, in diesem Job mit Herz und Seele dabei zu sein, da er alles andere als einfach ist. Man muss nicht nur flexibel sein, sondern auch tolerant gegenüber den unangenehmen Seiten, die dieser Job nun mal mit sich bringt und schlichtweg unvermeidbar sind.

Ich bewundere und respektiere daher sehr die Arbeit der Schwestern und Pfleger, von denen ein paar schon über einem Jahrzehnt dort tätig sind, jedoch käme diese berufliche Laufbahn für mich nicht in Frage. Es war aber trotz allem eine Erfahrung fürs Leben und würde jedem empfehlen, diese selbst zu durchleben, da man unheimlich viel über sich selbst lernt.

 

 

 

 

 

 

Kordula:

 
„Ich verbrachte meine soziale Woche im Bezirksaltenheim in Grein. Den Umgang mit alten bzw. kranken Menschen und die Hilflosigkeit der bettlägerigen Patienten werde ich mir besonders merken. Die Teamarbeit der Schwestern, die alles so gründlich und schnell, aber doch auf liebenswerte Art erledigen, gefiel mir sehr gut. Ich fühlte mich in ihr Team gut eingegliedert. Am Anfang war ich allerdings sehr unsicher im Umgang mit den Patienten. Weiters war für mich der teilweise schlechte Zustand der Patienten sehr problematisch, da man als Jugendlicher nicht an die Probleme des kommenden Alters denkt.